Mein Problem mit FFF: Nehmt alle mit!

Unsere Zeitung berichtete schon öfter über eine ganz bestimmte Demo: die Fridays-for-Future-Demos. Aber nicht nur die Zeitung berichtete, ich ganz persönlich verantwortete diese Beiträge. Fast alle Demonstrationen seit Herbst 2021 begleitete ich mit der Kamera. Aber warum eigentlich: Na klar, weil ich Redakteur bin und das meine Aufgabe ist. Das stimmt aber nicht ganz: Auch mir ist Klimaschutz natürlich ein Anliegen.

Trotzdem hadere ich mittlerweile mit diesen Demonstrationen und das liegt nicht an den typischen Argumentationslinien, wie »Die blockieren freitags immer die Busse« oder »Das sind doch eh nur Kinder, die Schule schwänzen wollen«. Das wäre mir zu einfach gedacht. Ich bin mir auch wohl bewusst, dass das, was jetzt gleich kommt, ein eher unpopulärer Standpunkt ist, dennoch ist es mir wichtig, meinen Teil dazu beizutragen, dass alle dieses sehr wichtige Anliegen unterstützen können. Ich möchte hier auch noch einmal betonen: Ich unterstütze dieses Engagement und finde es wichtig, dass wir als Generation, die die Konsequenzen tragen müssen, uns in diese Debattenräume einbringen. 

Aber bringen wir uns denn wirklich alle ein? Nein, natürlich nicht. Wir leben ja zum Glück nicht in der DDR und müssen alle die gleichen Ansichten vertreten. Aber Fridays For Future sollte trotzdem den Anspruch haben, einen großen Teil der Jugend mitzunehmen. Doch diesen Anspruch sehe ich gerade leider nicht. Stattdessen habe ich den Eindruck, dass auf den Demonstrationen immer der gleiche Schlag Menschen zu finden ist. Und das sind oft Gymnasiasten. Gymnasiasten, die statistisch belegt meist aus Akademikerhaushalten stammen. Gymnasiasten, die oft ein sehr sorgenbefreites Leben haben. Gymnasiasten, die ihr Möglichstes versuchen, um die Klimakatastrophe abzuwenden. 

Und ganz ehrlich: Ich mag die. Ich war selbst immer gern da und hab ich mich auf Anhieb mit vielen Leuten gut verstanden. Und: Ich würde mich selbst zu diesen Leuten zählen, die typischerweise auf einer solchen Demo anzutreffen sind. Das Problem ist aber auch, dass diese Personen in ihrer eigenen »Bubble« leben. Mit finanzieller Freiheit und der damit verbundenen Bildung geht nämlich ebenfalls die Möglichkeit einher, sich über bestimmte Dinge Gedanken machen zu können, die sich andere Menschen nicht machen können. Das ist prinzipiell nichts Schlechtes, so funktioniert schließlich Gesellschaft. 

Diese Aktivisten haben meist für ihr Engagement Rückendeckung ihrer Eltern und auch einige Freiheiten. Häufig müssen sie für die Schule nicht so viel lernen, haben dementsprechend viel Zeit für Klimaschutz. Sie können durch die finanzielle Freiheit auch die eigenen Forderungen für sich erfüllen: im Bio-Markt einkaufen, fair und nachhaltig produzierte Kleidung tragen. Das können trotzdem nicht alle Jugendliche: in vielen Familien fehlt das Geld für den Einkauf im Bio-Markt oder das Geld für ein neues E-Auto. 

Was ich sagen will: manchmal fällt mir auf, dass FFF eher gesellschaftsentfremdet agiert und so nicht alle mitnehmen kann, auch weil oft die Falschen kritisiert werden. Es ist viel wichtiger auf politische Vorgänge einzuwirken, als Privatpersonen dafür zu schelten, mit dem Auto in die Stadt gefahren zu sein. Natürlich muss jeder einen Beitrag für den Klimaschutz leisten, aber Klimaschutz ist mit einer gespalteten Gesellschaft einfach nicht möglich. 

Denn nicht nur Wissenschaftler sind für Veränderungen notwendig, auch Leute in der Produktion oder Landwirtschaft sind wichtig. Gerade weil sie die größten Veränderungen hinnehmen müssen. Sie müssen sich darauf einstellen, dass manche Berufe wegfallen und auch private Investitionen getätigt werden müssen. 

Deshalb meine Forderung: Nehmt alle mit! Wir brauchen Sie.

Maximilian Stock

Maximilian Stock

Chefredakteur, Ressortleitung Politik und Aktuelles